Beat Jäggi, Mundartdichter und Schriftsteller (1915-1989)

Am 4. Dezember 1915 wurde Beat Jäggi als Sohn des Posthalters von Fulenbach geboren. Zuerst wollte Beat Jäggi eigentlich Lehrer werden, entschied sich dann wegen besseren Berufsaussichten für den kaufmännischen Weg und besuchte die Handelsschule.
Als Bundeshaus-Journalist und später als FdP-Sekretär wurde er in den 30er Jahren mit den grossen politischen Wirren im Land hautnah konfrontiert. Dies stärkte seine ohnehin schon grosse Heimatverbundenheit ungemein.

Danach wechselte er zum Beruf eines Aussendienstmitarbeiters im Schweizerischen Seruminstitut Bern, von wo aus er während Jahrzehnten Hunderte von Tierärzten betreute, besuchte und sehr persönliche Kontakte pflegte. Seine dichterische Ader aber, entdeckte Beat Jäggi bereits in seiner Jugendzeit. Von allem Anfang an widmete er sich in seiner Ausdrucksart dem Dialekt. Ein sinniger Ausspruch von ihm lautet: "I dr Mundart cha me nid lüge."

Neben seinem grossen schriftstellerischen Schaffen, welches seinen Niederschlag in 36 Bänden findet, betreute Beat Jäggi während langer Zeit als Chefredaktor die einzige Schweizer Mundart-Zeitschrift "Schwyzerlüt". Die Anerkennung bedeutender Sprachwissenschafter blieb nicht aus. Albin Fringeli aus dem Schwarzbubenland nannte ihn einmal den "Fulenbacher Singvogel, dä wie ne Wächter mit syner Ampel in alli Winkel vom alemannische Sprochrum cha yne zünde". Mit grossem Erfolg widmete sich Beat Jäggi auch dem Volkslied. Unzählige Heimat- und Jodellieder entstammen seiner Dichtkunst. Das schriftstellerische Werk gliedert sich in fünf Gebiete auf:

Gedichte
Eine erste Gruppe umfasst die Gedichte, die sich an Erwachsene wenden. In diesen Gedichten spricht Beat Jäggi aus, was viele fühlen. Es sind Gedanken, die dem Alltäglichen verbunden sind, aber eben doch bis "unter die Sterne" reichen. Der Band "Säg jo zum Läbe" hat anlässlich des 60. Geburtstages dem Schaffen Beat Jäggis die Krone aufgesetzt. Zehn Jahre später, am 70. Geburtstag, hat uns Beat Jäggi mit dem umfassenden Werk "Chumm hei" sein Vermächtnis gemacht. Unser Leben in der heutigen Hektik schildert Beat Jäggi im folgenden Vers:

Mir hei vor luuter Jage
Am Änd no zweni Tage.
Mir hei chuum Zyt zum Läbe
und blyben arm dernäbe.
Vil hei mer scho verlore,
Alls het si schier verschwore
Gäg das, wo Mönsch isch in is inn.
Mir froge mängisch: hets e Sinn
So z läbe, i däm Ghetz und Gjag;
Mir stähle sälber üs der Tag.

Literarisches Schaffen
Die Perle in seinem literarischen Schaffen bildet das vom Komponisten Urs Joseph Flury 1983 vertonte "Soledurner Wiehnachts-Oratorium".

Novellen
Eine weitere Gruppe bilden die wertvollen Novellenbände, welche die ganze, reiche Lebenserfahrung einer wachsamen, ausgereiften Persönlichkeit wiederspiegeln.

Kindergeschichten
Eine Parallele zu den Novellen für Erwachsene stellen die Bücher mit Geschichten und Märchen für Kinder dar. Die Kindergedichtbände sind Beat Jäggis populärste Werke. Einige dieser Kostbarkeiten hat Beat Jäggi in perfekter Rezitation auf Band gesprochen und damit der Nachwelt lebendig erhalten.

Verserzählungen
Nicht vergessen dürfen wir die lustigen Verserzählungen mit Tiergeschichten. Hier kamen ihm doch tatsächlich seine häufigen beruflichen Kontakte mit Tierärzten zugute.

Beat Jäggi hat viele kleine Kunstwerke geschaffen, ohne Effekthascherei, mit zartem Humor, geprägt durch eine souveräne Handhabung der Sprache, einer Mundart, die echt und lebendig wirkt, der nichts Gekünsteltes oder Konstruiertes anhaftet - eben die Sprache der Fulenbacher. Und genau das macht seine Dichtkunst und seine Werke so selbstverständlich, natürlich und sympathisch.

Beat Jäggi war aber nicht nur Dichter, er war auch Staatsbürger. Bis zu seinem ersten Herzinfarkt verfehlte Beat Jäggi während 25 Jahren keine 1. August - Feier als Festredner. Jährlich 50 bis 100 öffentliche Auftritte als Rezitator bei Vereinen, politischen Organisationen und Schulen waren das Normalmass. Höhepunkte in der Anerkennung seines schriftstellerischen Wirkens waren grosse Auszeichnungen: Literaturpreis der Stiftung Pro Libertate (1976), Kulturpreis des Kantons Solothurn (1979), Literaturpreis des Athenaeum Clubs der Schweiz (1984) sowie der 1. Rang auf der Bestsellerliste im Juli 1980.

Am 6. Februar 1989 starb Beat Jäggi an den Folgen eines weiteren Herzinfarktes. Die Gemeinde Fulenbach erinnert sich mit grossem Stolz an den Poeten und verfügt über ein kleines Beat Jäggi-Archiv mit zahlreichen Erinnerungsstücken.


Auszüge aus der Abdankungsansprache
von Verleger Hans Ulrich Habegger,
redigiert von Roman Jäggi, Fulenbach